Karolina Kusek
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Meine Landschaften
Wydawnictwo Siedmioróg,
Przekład na j. niemiecki Wolfgang Jöhling.
Ilustracje Katarzyna Kołodziej
Posłowie Grzegorz Leszczyński,
Uniwersytet Warszawski,
Wrocław 2005
Nachwort
Wybrane wiersze
An meine Enkel
Bei dem Wonnewetter
kommt mit, meine Apfelbaumblätter!
Die Schuhe aus Leder
lasst stehen!
Barfuß wollen wir gehen
in mein kleines Reich…
das kreistelt auf meiner Gänsefeder.
Ihr werdet euch wundern,
was ich dort gefunden
habe im Wald und im Feld
an schillernden Farben,
bei Vollmond, bei Sonne, im Sternenzelt,
im See sogar mein Spiegelbild.
In meinem Zauberland
die Wurzeln ihr vielleicht entdeckt
hinter hauchdünnem Spinnengewebe.
Wird euch denn ohne die Sonne nicht bang?
So ganz ohne trällerndem Lerchengesang?
Wie könnt ihr in eurer Betonburg nur leben?
Für Enkeltochter
ENKELTOCHTER, mein kleiner Frühling,
welch' Jahreszeit stellt sich nach meinem Winter ein?
Wird sie ein grünes Kleid anlegen?
Flicht Weidenkätzchen sie in ihre Zöpfe ein?
Im Kalender kann ich's nicht erkennen.
Ich seh' nur noch verschwommen.
ENKELSOHN, mein frischer Morgen,
welch Tageszeit bricht an nach meiner Nacht?
Werden die Nachtigallen schlagen?
Sind die Kornblumen schon erwacht?
Auf der Uhr kann ich's nicht erkennen.
Das Brillenglas hat einen Sprung bekommen.
Gern würde ich auch wissen,
ob beide Zeiten euch Freude bereiten.
Und ob der fußlahme PEGASUS
auf Blumenwiesen weidet.
Der Nachtkater
Der Kater schlich im Sternenglanz
die süffige Milchstraße entlang.
Aus purem Übermut trat ihm dabei
der Morgen auf den Schwanz.
Laut jaulend sprang der Kater auf.
Solch' Späße mocht' er nicht.
Und kratzt dem Missetäter
mal kräftig durchs Gesicht.
Blutrot schoss aus dem Kratzer
die SONNE gleich heraus.
So gehen üble Scherze
mit Kätzchen eben aus.
Das Weihnachtslied
Mögen die Worte gleich altmodisch wirken,
noch immer die Flöten der Hirten nachklingen,
verstaubt und veraltet ist's deshalb nicht,
weil in ihm früh-ferne Wunder mitschwingen.
Das Lied, das die Heilige Nacht inbrünstig preist,
ist tief verwurzelt in unserem Boden,
fand Eingang in der Menschen Herz,
chützt sie in Zeiten, grausam
wie Herodes.
Die Nacht
Der Große Wagen rollt zum Start,
gibt Gas um loszujagen.
Flügelschrauben an jedem Rad;
die senden Lichtsignale.
Alles Märchen! Den Flitzer zieht
ein hochbetagter Gaul.
Die Zügel hält die Nacht-Zigeunerin
zu straff in seinem Maul.
Ein bisschen Kleingeld aber reicht,
damit sie dir die Zukunft verrät,
ein gutes Schicksal prophezeit,
du danach seelenruhig schläfst.
Der Schal
Schlingst, Oma, du den Schal
mir um den Hals,
ist's gleich mir nicht mehr kalt.
Nicht schlimm, das er ein bisschen kratzt
er nicht aus reiner Angora ist,
auch kein besonderes Muster hat,
denn wenn ich auf dem Schlitten
den Hang hinuntersause,
steh’n ihm die Haare zu Berge.
Dann klammern seine Fransen sich
ängsilich an meine Hösenträger und
juchzen: „Pass auf! Nicht stürzen!"
Der Nebel
Er schlich sich in den Garten ein
gleich nach dem Ungewitter,
legt ungeniert den Bäumen an
die grauen Lockenwickler.
Das bringt die schlanke Birke auf:
,,Was ist das bloß für eine Art!
Ich, junge hübsche Frau,
mit einem Zauselbart!"
Der Junggeselle Vogelschreck
dämpft ihr Gezeter und Geschreie:
"Ist doch kein Bart, mein liebes Kind!
Das ist dein Hochzeitsschleier."
Frech tschilpt der Spatz dazwischen:
"Ein Hochzeitsfest? Au weia, fein!
Dazu lad' ich mich ungebeten
als Gast gleich selber ein."
Abenddämmerung
Niemand weiß, woher sie kam
auf ihren lila Flügeln,
als der Tag
in den Schatten trat,
der länger wird und fade.
Was sie da aus den Wolken rupft
es hie und da zurecht noch zupft,
ist jenes feuchte, kühle Violett,
das sie mit Rot und Ocker mischt,
es mit dem satten Herbstbraun bricht,
verdichtet mit den Nebelschwaden.
Im Spiegel des Sees
Schau ich in den Spiegel des Sees,
staun' ich, wie mein Gesicht sich doch wandelt,
denn jedes Mal ist es tatsächlich ein andres.
Ich will's mal mit Blumen vergleichen:
Im Frühling war's noch ein Gänseblümchen.
Im Sommer glich's einer Rose
und im Herbst einem Asternstrauß
im wohlig warmen Stübchen.
Und im Winter?
Einem gepressten Vergissmeinnicht,
das aus den Herzchen der Enkel spricht.
Der Baum
Zwischen Erd' und Himmelssaum
wächst ein Baum.
Wessen er ist,
ist nicht gewiss.
Der Himmel an den Blättern zieht,
die Wurzeln haften unten an,
so dass er nicht nach oben fliegt,
sich gleichfalls nicht verkriechen kann.
Der alte Apfelbaum
ist unten nicht noch oben.
Nicht ganz besitzt die Sonne ihn,
nicht ganz ihn auch der Boden.
Doch beide reichen sich die Hand
in Eintracht und in Frieden.
Und als Beweis des Freundschaftsbands
sollt ihr nun Äpfel kriegen.
Das Kränzchen
"Setz dich, Oma, mit uns Enkeln
in den Birnbaumschatten.
"Ich geh' Gänseblümchen pflücken."
"Ich - ein Kränzchen daraus machen.
Wirst gleich sehen, wie gut ich's kann.
So wie du auf deine Weise
windest Verse ganz aus Wörtern,
soll'n sich meine Blümchen reimen."
"Ach, wenn's erst mal meinen Kopf ziert,
werd' ich glücklich sein wie keine.
Lorbeerbekränzte Dichterinnen
mögen es getrost mir neiden.
Der Kohlweißling
Ein kleiner Kohlweißling
keck am Blütenstengel hing.
Den Kopf in einer Lupinenkappe.
Ein lindes Lüftchen reicht,
schon schreckt er auf. Ist weit.
Noch lange hinterher seh' ich sein
Flügelklappen.
Kleines Bild mit Vogel
Kommt ein Vöglein geflogen,
hat seinen Jungen Futter gebracht,
flattert zum Nestchen,
wo grad noch der Fuchs
sich hatte zu schaffen gemacht.
Versteinert starrt es das Federknäuel an,
vor Schmerz ganz außer Rand und Band.
All seine aufgestauten Tränen
in Sekundenschnelle
verwandeln sich in.. Sand.
Grillengezirp
Spielt die Grille
auf zum Tanze
auf der kleinen Fiedel,
tanzen alle Blümelein,
weil sie das so lieben.
Summend haken Mücken sich
bei den Fliegen unter,
Schmetterlinge, Käferlein
flattern,
schwirren munter.
Manchmal hüpft ein junger Schnitter
in dem Reigen mit.
Denn die Grille
spielt ja immer
nur den neuesten Hit.
Wenn die Tänzer müde sind
von dem Rumgetobe,
packt sie
ihre Geige ein
und entspannt den Bogen.
Pärchen von der Einte
Schon trug die Gerste blonde Zöpfe.
An denen zupfte der Sommerwind.
Als Schleifchen kam gerade recht ihr ein bunter Schmetterling.
Dem Anblick kann der Mohn
nicht widerstehen,
reicht ihr sein rotes Herzblatt hin.
Jawohl, sie wird es von ihm nehmen.
So wurden sie ein schmuckes Paar,
Frau Gerste und Herr Mohn.
Und ahnten nicht,
dass wegmäht sie die Sense. Ja, bald. Sehr bald schon.
Die Bockwindmühle
Im sommerlichen Erntefeld —
Getreide,
Blumen,
Pappelzelt —
lauscht sie dem Trällern der Lerche, so hoch,
blickt entzückt sie auf all unser Sonnenbrot...
Die alte Bockwindmühle, ach ja!
Ihr Müller, zwar auch in den Jahren,
schlägt sich noch immer wacker.
Urzeiten hat sie vor sich hingeklappert,
das Mehl für uns alle gemahlen,
damit wir etwas zu beißen haben.
Mag sein, ihre Zeit ist zwar abgelaufen,
so lässt sie sich dennoch vom Winde zerzausen;
mögen die Flügel bedenklich auch knattern,
ihr Anblick lässt mein Herz doch noch flattern.
Die Kornblume
Als habe der Maler des Weltalls —
die Sonne - den Pinsel in Gold eingetaucht,
so malte er sie,
besessen vom Lichtstrahlenrausch.
Sein Meisterwerk!
Man sieht es ihm an auf den ersten Blick.
Gab hier doch der Maler
mit sicherem Strich
die Wolke dem Erdreich
als Teilchen vom Ganzen zurück.
Gebet der Erde
Flehend die Erde die Hände ringt:
"Lass, Himmel, die Sonne scheinen,
so dass das Korn gut reifen kann;
und lass auch die Wolken weinen,
damit unsere Ernte gelingt."
Regnet es nicht zu viel des Guten,
wird das Getreide prall und groß.
Knusprig auch unser tägliches Brot,
das erst aufgeht im mächtigen Trog,
goldgelb sich färbt dann im Ofen,
der innen vom Feuer ganz rot.
Denn nur solches Brot schmeckt,
das richtig nach Himmel riecht,
in dem ordentlich Sonnenlicht steckt,
das an Wind, Schweiß und Blumen,
an Erde, Wasser und Salz denken lässt.
Wilder Mohn
Mohnblüten im Überfluss.
Auch an meinem Wegrand
blühten sie bis zum Erdruss.
Trotz allem will pflücken ich sie fürs Gedicht.
Ihr Übermaß erschrickt mich auch nicht.
"Verbrenn' dir bloß nicht deine Finger",
rief gleich der erste Mohn am Weg.
"Mohn hat in der Lyrik ausgedient,
wird strapaziert, so lange es schon geht.
Auch du wirst uns dorthin zurück nicht führen.“
Die Krähen
Nicht schwarze Wolkenfetzen
sind's, die Sturmwinde heulend
durch schlanke Pappeln hetzen.
Auch keine kunstvoll geknüpften Spinnennetze.
Erst recht keine Flecken,
braun, auf farbenfrohen Blumenhecken,
verbrannt vom Sonnenlicht.
Krähen sind es, als ordinär verächtlich abgetan.
Dabei sind sie der Mutter Erde Ackerkrumen doch,
die schlechthin nur noch Flügel haben.
User Körnchen keimt
In Ackerwindeln wälzt sich das Saatkörnchen noch.
Es sabbert, grummelt und mummelt,
weil da was im Zahnfleisch hämmert und pocht.
„Was hat es bloß?
Weshalb es nur weint?"
"Siehst du das nicht? Unser Körnchen, es keimt!“
Bald wird sich's auf seinem Hälmchen wiegen,
wenn es hübsch regnet, die Sonne warm scheint.
Und wenn erst die Jahre vergehen,
wird's schließlich
auf eigenen Beinen stehen.
Die Sonnenblumen-CD
Tritt die Sonnenblume aus dem Schatten,
funkelt gold sie wie die CD-Platte.
Kaum beginnt sie sich im Sonnenschein zu drehen,
lassen Bienchen ihr Gesumm aufnehmen.
Danach darf sie nach Belieben
der Lerche Ehrentriller
für den Ackersmann
einspielen.
Auch das Geschrei der Nebelkrähen,
Schwalbengezwitscher und Storchengeklapper
wird bald sich munter auf ihr drehen.
Nur der Feldspatz wetzt schlau seinen Schnabel,
denn ist die Biüte erst einmal reif,
will er all die Klänge haben... hm, im eignen Magen.
An meine Enkeltochter
Die goldblonden Haare passen
als Saiten zu dir, kleine Fiedel.
Komm, spiel' die Begleitung zu meinem Vers.
Denn ohne dein Spiel
würd' es ein trauriges Liedel.
Mit den Fingern der linken Hand
entlock' deiner Seele den Klang.
Die Rechte muss ja den Bogen führen.
Bei solcher Musik, meine Fiedel,
werd' ich aus Worten
ein Vergissmeinnichtkränzchen machen
für den Meister, der dich, kleine Fiedel,
so klangvoll erschaffen.
An meinen Enkelsohn
Balle die Hand nicht zur leeren Hülse!
Ach Kindchen, nun zieh' keinen Flunsch!
Halt' offen sie für andere Menschen...
Denn Geben ist sehr große Kunst.
Darfst mir schon glauben. Mein Ehrenwort!
Was immer die Hand künftig birgt,
auf der Notenlinie deiner fünf Finger
sie zum wirklichen Freudenlied wird.
Die Oma
Die Oma hat schlohweißes Haar,
als seien die Flocken all ihrer Winter und Lenze
durch sie hindurchgestoben,
als hätten sich darin die Herbste
mit dem Altweibersommer verwoben.
Omas Mähne - weiße Chrysantheme.
Ein fader Mondhof - ziemlich weit oben.
Dabei ist's doch noch gar nicht so lange her,
da stand sie auf schlanken Beinen wie Stengel
im Garten, am Zaun aus knorrigem Holz,
winkte mit ihren Händen wie Blättern
und ihr Kopf mit den Sonnenblumen—
der Sonnenkorona verschmolz.
Morgengruß
Am sehr frühen Morgen,
mitunter verquer,
die Vöglein zu trällern beginnen.
Mag sein,
manch einer liebt Lerchensolo weit mehr,
manch einer,
wenn Stare gemeinsam laut singen.
Mir aber am besten gefällt,
wenn hoch in den Zweigen, in winzigen Nestern
die Spatzenschar zwitschert;
ein jeder Ton klar
wie ein Tautropfen glitzert
und ein Windhauch ihn trägt hinaus in die Welt.
Sommer bei der Oma
Der Sommer bei der Oma
duftet nach Kornfeld
und Wiese.
Die Milch schmeckt auch viel leckrer.
Muss wohl an Omilein liegen.
Opa ist alt wie die Bockwindmühle.
Sein Schnauzbart lässt sich
wie Flachsstroh anfühlen.
Wie eine Glucke thront unsere Oma,
umringt von uns Knirpsen,
auf ihrem plüschigen, uralten Sofa.
Die liebe Sonne
Wir kennen uns ja nur vom Sehen,
wohnen bestimmt nicht gleich nebenan.
Ich muss auf der Erde gehen.
Du ziehst hoch oben deine Bahn.
Gern würd' ich dich näher kennen lernen,
auf meinen Schoß dich nehmen sodann.
Lasse doch einen Strahl herab,
deinen Zeigefinger,
damit ich auf ihm zu dir hochklettern kann.